CE, RoHS, EN – welche Zertifikate Sie beim Import wirklich brauchen

1. Warum Zertifikate beim Asien-Import so wichtig sind
Wer Waren aus Asien importiert – egal ob aus China, Vietnam oder Indien – trägt als Importeur die volle Verantwortung dafür, dass das Produkt rechtskonform ist.
Das heißt:
Nicht der Hersteller, sondern Sie haften bei:
fehlerhaften oder fehlenden CE-Kennzeichnungen
nicht eingehaltenen EN-Normen
gefährlichen Inhaltsstoffen (z. B. bei Elektronik oder Spielzeug)
Fehlt ein wichtiges Zertifikat, drohen:
Rücksendung oder Vernichtung beim Zoll
Bußgelder
Produkthaftung und Abmahnungen
Imageschäden
2. Was bedeuten CE, RoHS & EN-Normen?
🔹 CE-Kennzeichnung:
Signalisiert, dass ein Produkt EU-Richtlinien entspricht. Pflicht bei Elektronik, Maschinen, Spielzeug, Medizintechnik, Bauprodukten u. v. m.
Achtung: Die CE-Kennzeichnung ist kein Qualitätssiegel – sondern eine Selbstverpflichtung des Herstellers, alle geltenden Richtlinien einzuhalten.
🔹 RoHS (Restriction of Hazardous Substances):
EU-Verordnung, die gefährliche Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten begrenzt (z. B. Blei, Quecksilber, Cadmium).
Pflicht bei allen Elektroimporten.
🔹 EN-Normen:
Europäische Normen, die Sicherheits- und Prüfanforderungen regeln – z. B. EN 71 für Spielzeug, EN 60335 für Haushaltsgeräte oder EN 149 für Masken.
Oft Voraussetzung für CE – auch wenn sie formal freiwillig sind.
3. Für welche Produkte sind welche Nachweise Pflicht?
Welche Zertifikate Sie beim Import benötigen, hängt stark von der Produktart ab:
Elektronische Geräte wie Lampen, Ladegeräte oder Haushaltsgeräte benötigen fast immer eine CE-Kennzeichnung, einen RoHS-Nachweis und – je nach Produkt – auch eine passende EN-Norm (z. B. EN 60335 bei Haushaltsgeräten).
Kinderspielzeug fällt unter die EU-Spielzeugrichtlinie. Hier sind CE und EN 71 verpflichtend, um Sicherheit nachzuweisen.
Textilien benötigen keine CE-Kennzeichnung, unterliegen jedoch der Reach-Verordnung, die gesundheitsschädliche Stoffe regelt. Besonders relevant bei Kinderkleidung, Unterwäsche oder hautnah getragenen Produkten.
Nahrungsergänzungsmittel unterliegen dem europäischen Lebensmittelrecht. Eine CE-Kennzeichnung ist hier nicht erforderlich, aber die Einhaltung von Verpackungspflichten, Zutatenkennzeichnung und Zulassungen ist entscheidend.
Kosmetikprodukte benötigen ebenfalls kein CE-Zeichen, müssen aber laut EU-Kosmetikverordnung registriert und durch ein Sicherheitsgutachten sowie eine zentrale Notifizierung abgesichert sein.
Medizinprodukte (z. B. Fieberthermometer, Masken, Blutdruckgeräte) unterliegen der MDR (Medical Device Regulation) und benötigen eine CE-Kennzeichnung auf Grundlage spezieller EN-Normen – teilweise sogar durch eine benannte Prüfstelle.
💡 Vergessen Sie nicht: Auch die Verpackung und Etikettierung Ihrer Produkte müssen den Vorschriften entsprechen. Fehlerhafte Angaben (z. B. falsches Herkunftsland oder fehlende Angaben zu Inhaltsstoffen) führen schnell zu Problemen bei Zoll oder Abmahnungen im Handel.
4. Was gilt als gefälscht – und wie erkenne ich Fakes?
Gefährlich wird es, wenn Lieferanten gefälschte Zertifikate vorlegen. Typische Anzeichen:
Das CE-Zertifikat stammt nicht von einer benannten Stelle
Die benannte Stelle ist inaktiv, nicht zugelassen oder existiert gar nicht
Die PDF ist undeutlich, ohne Kontaktdaten, ohne Reportnummer
„China Export“-CE statt echte EU-CE-Kennzeichnung (anderes Logo!)
👉 Immer:
Nummer der Prüfstelle googeln (z. B. „NB 0197“)
Originale als Scan oder PDF mit Kontaktdaten verlangen
Ggf. direkt bei TÜV, SGS, Intertek, QIMA etc. nachfragen
5. Wer haftet in der EU bei Verstößen?
Laut EU-Recht gilt der Importeur automatisch als Hersteller im Sinne des Produktsicherheitsgesetzes – auch wenn der Artikel komplett in China produziert wurde.
Das bedeutet:
Sie haften für Verletzungen, Schäden oder Verstöße
Sie müssen technische Unterlagen & Nachweise vorlegen können
Sie tragen das Risiko für Rückruf, Vernichtung oder Bußgelder
6. Praxis-Tipps: So sichern Sie sich rechtlich ab
✅ Verlangen Sie immer CE, RoHS & relevante EN-Zertifikate vor Bestellung
✅ Fragen Sie nach den zugehörigen Testreports, nicht nur nach dem Logo
✅ Arbeiten Sie mit einer Zertifikats-Checkliste
✅ Lassen Sie im Zweifel eine Pre-Shipment-Inspection oder Dokumentenprüfung durch einen Dienstleister durchführen
✅ Dokumentieren Sie alle Kommunikation mit Lieferanten (z. B. per E-Mail, WeChat Screenshots)
7. Fazit: Prüfen statt blind vertrauen
Zertifikate sind kein lästiges Thema – sondern die rechtliche Grundlage für sicheren Import.
Mit der richtigen Vorgehensweise können Sie Ihr Risiko auf ein Minimum reduzieren – und gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil gegenüber unsicheren Anbietern erzielen.
👉 Workshop-Tipp:
In unserem 3h Sourcing-Workshop erklären wir im Detail:
✅ Welche Zertifikate für Ihre Branche Pflicht sind
✅ Wie Sie Fake-Dokumente erkennen
✅ Welche Tools & Templates Sie für Ihre Dokumentation brauchen